05.08.2007

Fortuna Düsseldorf - RWE

 

Gastbericht Düsseldorf

An einem Freitagabend, genauer dem 03. Februar 2006, gab es das letzte Aufeinandertreffen in einem Punktspiel zwischen der Fortuna aus Düsseldorf und den Rot-Weißen aus Essen.

Zumindest was die erste Mannschaft betrifft, denn in der Saison 2006/2007 hatte man in der Verbandsliga Niederrhein die Gelegenheit zu einem Kräftemessen der Zweitvertretungen (im Hin- und Rückspiel siegte jeweils die Gastmannschaft mit 0:2).

Doch damit nicht genug der Gemeinsamkeiten: Die beiden Ersten Mannschaften aus Essen und Düsseldorf blieben in der vergangen Saison hinter ihren gesteckten (bzw. realisierbaren) Zielen zurück: Düsseldorf verpasste den Aufstieg, Essen den Klassenerhalt. So hat man nun also wieder die Ehre eines Aufeinandertreffens im Haifischbecken Regionalliga Nord (oder war es doch ein Karpfenteich?).
Gemeinsam haben beide Teams außerdem ihre immensen personellen Veränderungen: Bei Essen sind nur noch vier Spieler von 2006 im Kader, bei Düsseldorf immerhin sechs.
RWE hat darüber hinaus auch gleich den Trainer ausgetauscht und nun mit Heiko Bonan wie die Fortuna (weiterhin Uwe Weidemann) einen ehemaligen Spieler auf der Trainerbank.

Verlassen haben die Fortuna neben beiden Torhütern (Deuß/Kronholm) auch die Routiniers und sporadischen Leistungsträger Jörg Albertz und Marcus Feinbier.

Verlassen gefühlt haben dürfte sich nach der abgelaufenen Spielzeit wohl auch der ein oder andere Fan - und zwar vor allem nach der Rückrunde. Hatte man die Hinrunde noch als Zweitplatzierter beendet, eine (Aufbruch-) Stimmung in der Stadt und um den Verein aufgebaut, die lange nicht mehr da gewesen war, folgte eine derart desaströse Rückrunde, die man als viertschlechteste Mannschaft der Liga absolvierte und in der man letztlich sogar fast noch um den Klassenerhalt bangen musste. In dieser Zeit haben einige wohl mehr als nur ihren Glauben verloren… Beim letzten Heimspiel gegen Mönchengladbach gab es allein über 20 Transparente, die sich meist gegen lustloses Auftreten und vor allem den Trainer richteten.

Eigentlich ist also alles wie immer in der Landeshauptstadt: Ein Fan- Leben zwischen Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt sein.

Es folgte der bereits erwähnte Umbruch im Team, nicht zuletzt durch die Verpflichtung eines Managers: Wolf Werner kam von Werder Bremen. Dieser setzte vor allem auf junge, erfolgshungrige Spieler und man holte außerdem Axel Lawaree vom FC Augsburg. Der erhoffte „Knaller“ blieb jedoch aus, wohl nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen. Zwar sind im Sponsorenbereich keine größeren Abgänge zu beklagen, aber auch hier gibt es keine spektakulären Neuerungen, so dass der Etat der Fortuna im guten Mittelfeld der Liga angesiedelt ist.
Auf Seiten der Fans ist die Erwartungshaltung - vielleicht auch aus Selbstschutz - daher eher gemäßigt, vom Verein wurde die (schnellstmögliche) Qualifikation für die eingleisige dritte Liga als Saisonziel ausgerufen. Die Vorbereitung verlief durchwachsen: Neben einer Niederlage beim Stadtrivalen TURU gab es standesgemäße Siege gegen meist unterklassige Vereine, sowie eine beachtenswerte Leistung beim 1:1-Unentschieden gegen Galatasaray Istanbul.

Und so fanden sich zum ersten Spieltag doch circa 1000 Fortunen in der Alten Försterei - auch hier mit vermeintlich zu Recht gedämpfter Erwartungshaltung - ein: Fortuna Düsseldorf hatte zuletzt am 19.08. 1994 ein Auftaktspiel gewonnen, damals mit 1:2 beim 1.FC Saarbrücken…
Nach einer fahrigen ersten Hälfte stand die Fortuna in Halbzeit zwei kompakter und kam selbst einige Male gefährlich zum Angriff. Nach einer Ecke in der 75. Spielminute erzielte Hamza Cakir schließlich keinesfalls unverdient das 0:1.


10 Minuten später hält der überragende Michael Melka (von Borussia Mönchengladbach II gekommen) sogar noch einen Elfmeter der Unioner und kurz darauf ist er endlich geschafft, der erste Auftaktsieg nach 13 Jahren - eigentlich müsste man „Ich war dabei“ - Shirts in Auftrag geben! Kleine Anmerkung: die Saison 1994/1995 endete damals mit dem Aufstieg der Fortuna in die Bundesliga…


Nun geht es also wieder einmal gegen Essen: „Fortuna gegen Rot-Weiss Essen - seit vielen Jahrzehnten schreibt dieses Duell Fußballgeschichte“, so war die Tage in der Rheinischen Post zu lesen. Meist war bei diesen Aufeinandertreffen der RWE erfolgreich, aber unvergessen bleibt auf Düsseldorfer Seite vor allem die Sternstunde von Frank Mayer, der im Oktober 2002 am Flinger Broich fast alleine für einen Sieg der Fortuna im Niederrheinpokalspiel sorgte.


Durch die zahlreichen Aufeinandertreffen in den letzten Jahren ist wohl auch so etwas wie eine Rivalität entstanden. Auf Seiten der Düsseldorf Anhänger wohl eher eine Ersatzbefriedigung aus Mangel an Kontakt zu den traditionellen Unsympathen aus Köln und Mönchengladbach. Beim letzten Spiel im guten, alten Rheinstadion folgten einige Essener dem Motto des Spiels „Der Letzte reißt die Schüssel ab“ gleich an Ort und Stelle und begannen spontan mit dem Abbau von Teilen des Gästeblocks durch Brandrodung.
Bei den Paarungen Essen gegen Düsseldorf gab es auch eine Reihe an Transparenten zu sehen, auf denen man sich gegenseitig deutlich machte, was man so voneinander hält. Seitens der Essener wurde meist auf die chronische Erfolglosigkeit der Fortuna und die (auch objektiv zu vernehmende) Hässlichkeit der neuen „Multifunktionsarena“ verwiesen. Beispiele: Düsseldorfer Tranpis thematisierten die Häufung von Diskriminierungen rund um die Hafenstrasse („Runter vom Asitoaster - ihr seid braun genug!“). Als Contra gab es dann beim nächsten Spiel: „Ihr bleibt in Eurer Wartehalle – Wir feiern braungebrannt auf Malle“.

Auch in dieser Disziplin kann man also gespannt sein, wie das „Derby“ weitergeht…

(dermattn.de)

Vielen Dank für diesen Bericht an dermattn.de

Bilder: Regionalliga Saison 2005/06 Derbys gegen Düsseldorf