08.04.2008

Diebels-Niederheinpokalfinale

von Redaktion

Kaum zu glauben, aber wahr - Die Roten können doch noch gewinnen. Durch einen 1:0 Sieg über Fortuna Düsseldorf im Diebels-Niederrheinpokal-Finale steht unsere Mannschaft nächste Saison in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals. Vielleicht gibt dieser Sieg noch einmal Auftrieb für die restlichen Spiele.

 

Eine Nacht, die niemals endet ...

F95 - RWEAm gestrigen Dienstag fand in Duisburg das Finale des ARAG/Diebels/FVN oder weiß-nicht-was-Kreisverbandspokals statt. Da wir als Gastgeber und Teilnehmer gemeinsam nicht auftreten durften und gleiches bei einem Auftritt in der LTU-Arena auch für den Gegner aus der Landeshauptstatt galt, einigte man sich auf die MSV-Arena, die gleichzeitig auch perfekte Rahmenbedingungen für die erwarteten 10.000 Zuschauer bot.

Die Unterschiede könnten aktuell nicht größer sein. Während die Fortuna weiterhin den Aufstieg in die 2. Fußballbundesliga anpeilt, geht es spätestens seit der Heimniederlage am Sonntag für uns ums nackte Überleben und man muss sich wohl an der Hafenstraße mit dem bitteren Gang in die 4. Liga abfinden. So sollte eigentlich in Essen dieses Spiel als "letztes Highlight für lange Zeit" angesehen werden. Auch sportlich dürften wir deutlich mehr auf eine mögliche Mehreinnahme durch eine DFB-Pokalteilnahme angewiesen sein als die Fortuna aus Düsseldorf.

Umso verwunderlicher war daher, dass bereits im Vorfeld auf Düsseldorfer Seite deutlich mehr Fans mobilisiert wurden als in Essen. Im Stadion war die Verteilung der gut 10.000 Zuschauer recht deutlich. Etwa 1500 Essener standen hier circa 8.500 Fortunen gegenüber. Und auch auf dem Rasen schien das Bild verkehrt zu sein. RWE-Trainer Michael Kulm wirbelte die Stammelf, sofern sich seine solche diese Saison überhaupt finden lässt an der Hafenstraße, kräftig durcheinander. Deutlichste Änderung war sicherlich Torwart Sören Pirson. Es sah alles so aus, als sei dieses Pokalfinale eher ein recht unwichtiges Bonusspiel für RWE und für Fortuna doch ein Highlight, sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen.

F95 - RWENach dem letzten Heimspiel brach mal wieder die Diskussion aus, ob die Ultras in Essen nun eine Verbesserung der Stimmung herbeiführen oder diese kaputt machen würden. Gestern war die Antwort darauf recht eindeutig: einzig Ultras sowie Dunstkreis aus Chaos Boys und Co. sorgten für Stimmung, zwei Vorsänger konnten teilweise "Normalos" mit einbinden. Von Kritikern, die vormachen könnten, wie Stimmung ohne "Ultra" aussehen könnte, war im Stadion keine Spur.

Doch auch wenn der gut 200 Mann "starke" Stimmungsmob im RWE-Block über weitere Strecken Gas gab, dürften die Düsseldorfer nicht allzu viel gehört haben. Das Stadion war nur recht spärlich gefüllt, der "Heimblock" jedoch war sofort im Stehplatzunterrang recht voll, außerdem hatten sich die Ultras Düsseldorf im Oberrang mit gut 500 Leuten versammelt und sorgten dort vor allem in Halbzeit Eins mit mächtig Bewegung und kreativen Gesängen für ordentlich Alarm.

Das Spiel selbst wird sicherlich nicht als Klassiker in die Fußballgeschichte eingehen, auch wenn Hauptsponsor Diebels auf ihrer Homepage "Ruhm und Ehre" für den Sieger auslobte. Während Fortuna in Bestbesetzung eher lustlos wirkte, war das Team von Michael Kulm die deutlich aktivere Mannschaft. Wirkliche 100%ige Torchancen waren jedoch bis auf einzelne Ausnahmen Mangelware. Bei vielen mitgereisten Essenern ging dagegen die Stimmung schon nach 20 Minuten gen Null, als der aktuell wohl beste Spieler im rot-weissen Trikot, Rolf-Christel Guie-Mien, verletzt raus musste. Auch der Turbo auf rechts, Sören Brandy, war bereits zur Halbzeit gezeichnet wie nach einem verlorenen Boxkampf gegen Mike Tyson. So führte dann auch eine Standardsituation zum letztendlich einzigen Tor. Nach einer F95 - RWEFreistoßflanke von der linken Seite durch Kazior segelte der Ball an Freund und Feind inklusive Fortuna-Torhüter Melka vorbei und Jo Augustin konnte am zweiten Pfosten aus kurzer Distanz einschieben.

Unterdessen zeigte sich bereits zur Halbzeit, wie oben bereits erwähnt, dass man auf den Rängen gegen die übermächtigen Düsseldorfer keine Chance auf Gehör haben dürfte. Und so tauchte Mitte der zweiten Halbzeit im Essener Block eine Düsseldorfer Zaunfahne auf, die zuerst präsentiert und dann vor den Augen der sofort stillen 8.500 Düsseldorfer zerrissen wurde. Einige Minuten herrschte scheinbar betretenes Schweigen beim Anhang der Landeshauptstadt, bevor in den folgenden zehn Minuten laut und deutlich klar gemacht wurde, was man alles mit RWE-Fans anstellen würde, wenn man sie auch in die Finger kriegen würde. Dies nahmen sich wohl einige Fans zu Herzen und brachen unmittelbar nach Schlusspfiff ein Tor auf, um in den Innenraum einzudringen. Erst ein massiver Schlagstockeinsatz durch die Polizei sorgte, zumindest drinnen, wieder für Ruhe. Der RWE-Anhang hatte derweil kaum Probleme mit der oft gescholtenen Staatsmacht in grün-weiß. Lediglich etwa 20 Beamte waren vor dem Schlusspfiff vor dem Block aufgelaufen, während des Spiels sah man dagegen kaum Beamte im Block, der Ordnungsdienst hatte hier alles im Griff.

Derweil feierte der mitgereiste Essener Anhang seine "Pokalhelden" euphorisch als stünde man in der Liga auf einem gesicherten Mittelfeldplatz. Ich möchte mich hier nicht ausnehmen, auch ich fands einfach toll, F95 - RWEmal wieder so ein Spiel gewonnen zu haben, auch ich habe bei der "Humba" lauthals mitgebrüllt, obwohl ich am liebsten kaum 48 Stunden vorher diese Spieler am liebsten noch verhauen hätte. Fußball ist manchmal ein komisches Hobby. Aber vielleicht war es auch so ein wenig die Hoffnung, dass die Mannschaft das Wunder in der Liga doch noch schafft.

Während Essener Spieler und Fans sich im Stadion noch gegenseitig applaudierten, hatte der Fortunaanhang seine "Party" nach draußen verlagert. Mehrere hundert Fortunaanhänger versuchten über den Parkplatz den Block der RWE-Fans zu stürmen, griffen dabei mit Feuerwerkskörpern und Steinen die Polizei an, die ihrerseits mit einem Riesenaufgebot inklusive Reiterstaffel auch mächtig zurückschlug. Auch über eine halbe Stunde nach Spielende hörte man immer noch Sirenen und Böller aus Richtung Bahnhof Schlenk. Derby eben ;o)

Schade, dass dies wohl höchstwahrscheinlich für lange Zeit das letzte Aufeinandertreffen beider Vereine gewesen sein könnte. Aber vielleicht war dieses Spiel und die Verbrüderung mit dem Anhang ja die Wende und unsere Spieler werden doch noch zu kleinen Helden.


(mn)


.

Fortuna Düsseldorf

Melka - Krecidlo (46. Palikuca), Cakir, Langeneke, Hergesell - Cebe, Lambertz (82. Erwig), Christ, Caillas (87. Heidinger) - Lawarée, Sahin


Rot-Weiss Essen

Pirson - Joseph-Augustin, Sereinig, Czyszczon, Schäfer - Kazior, Gorschlüter, Haeldermans, Brandy (90. Andersen) - Guie-Mien (23. Jans), Kurth


Tore

0:1 Joseph-Augustin (78.)

Zuschauer

9.744


Schiedsrichter

Stachowiak (Duisburg)


Gelbe Karten

Schäfer, Brandy, Jans






.....

Spieler des Spiels


Tim Gorschlüter

 

Jawattdenn Spielerbewertung

 

Pirson
3+
Czyszczon
3+
Jospeh-Augustin
2-
Sereinig
3+
Schäfer
3+
Kazior
3
Gorschlüter
2
Haeldermans
2-
Brandy
2-
Guie-Mien
3
Kurth 3-
Jans 3