Lange stand das kampfbetonte Spiel auf des Messers Schneide, ehe Leon Enzmann mit einem kuriosen Treffer vom Typ "Stocher"-Ball die Roten in der 79. Minute in Führung brachte. Nach einer Fehlkalkulation von Torhüter Robin Himmelmann kamen die Mannen vom Niederrhein dann in der 85. Minute doch noch zum für sie leicht schmeichelhaften Ausgleich. Trotz des Remis steht RWE damit weiterhin außerhalb der erweiterten Abstiegszone und dürfte in der Form der letzten Woche eigentlich nichts mit dem Abstieg zu tun haben.

Sechs Punkte mehr (und ein Spiel weniger) trennte Kleve am Tag des Matches von RWE II - doch wer daraus eine Favoritenrolle für die Männer aus der Schwanenstadt ableiten wollte, sah sich von Beginn an getäuscht. Die Rot-Weißen agierten von Beginn an auf Augenhöhe und - vor allem in der ersten Hälfte - aus einer verstärkten Deckung heraus. "In der Offensive ist Kleve gut besetzt", hatte Trainer Wrobel vorab gewarnt. Und dachte da bestimmt an die beiden Offensivkräfte Benedikt Koep und Marius Sowislo, die bislang zusammen 21 von 39 Klever Toren erzielt hatten.

Trotzdem war es kein einseitiges Match. RWE fuhr über Karadag (6.) und Lenz (10.) gleich zwei vielversprechende Konter. Kleve war dagegen nur bei den zumeist von Marek Klimczok geschossenen Freistößen gefährlich - und hatte im sowohl körperlich wie spieltechnisch starken Sowislo seinen auffälligsten Akteur. Bei Essen gefiel vor allem der quirlige Karadag, der auch nach dem Seitenwechsel (49.) die nächste große Chance vergab. Auch der aktuell in der ersten Auswahl nicht berücksichtigte Aydin gefiel in vielen Szenen, während Michel Harrer wie gewohnt vor allem bei Freistößen brillierte. Wenig durchsetzungsfreudig wirkte dagegen der im Winter aus Siegen verpflichte zentrale Stürmer Lukas Lenz. Und auch Holger Lemke machte bei seinen Aktionen auf der linken Außenbahn keinen besseren Eindruck als bei seinen Einsätzen in der Regional-Liga.

Beide Teams waren nach einer kampfbetonten ersten Hälfte unverändert aus der Kabine gekommen - und zunächst besaß RWE die besseren Chancen: Doch nach Karadag vergaben Lemke (52.) und Tokat (58.). In der 62. Minute dann der erste Wechsel der in Schwarz angetretenen Essener: Leon Enzmann kam rein, Cedric Vennemann ging raus. Nur sechs Minuten später musste dann auch der unauffällige Lemke seinen Platz räumen - für ihn kam Samet Alpay.

Doch zunächst drängte Kleve - die zwischen der 64. und 74. Minute ihre stärkste Phase hatten - auf den Führungstreffer. Nur unter Inkaufnahme einer gelben Karte konnte Kapitän Jan Jensen in der 64. Minute einen Klever Angreifer noch kurz vor der Strafraumgrenze stoppen. In der 75. Minute wechselte Wrobel dann mit Damir Ivancicevic jenen Stürmer ein, der aktuell als Top-Scorer der kleinen Rot-Weissen geführt wird. Das 1:0 in der 79. Minute fiel dann aber ohne dessen Beteiligung: Alpay hatte sich auf Rechts durchgetankt, flankte nach innen und erreichte Enzmann. Dessen Schuss verunglückte zwar, doch trotzdem fand das Leder nach einem erneuten Nachstochern des Esseners an einem Klever Verteidiger und Torhüter Horsmann vorbei doch noch den Weg ins Netz.

Nun verpasste es RWE, den Sack zuzumachen. Kleve wirkte kurzzeitig angezählt, doch weder Ivancicevic (82.) noch kurz darauf erneut Enzmann nutzten die Chance zum endgültigen K.O. Wie so oft im Fußball rächten sich dann solche Nachlässigkeiten. Man schrieb die 85. Minute: Freistoß für Kleve fast von der Mittellinie, der Ball fliegt ewig lange und hoch in den Strafraum, Robin Himmelmann kommt einen Schritt zu spät aus seinem Kasten, und Ercam Sendag köpft über den RWE-Torhüter hinweg ins Netz.

"Wir hätten gerne diese drei Punkte mitgenommen und mit der Doppelchance in der 82. Minute alles klar machen können. Es wäre auch nicht unverdient gewesen, weil wir insgesamt mehr Chancen besaßen", beklagte Teammanager Damian Jamro. "Man sah ja am Ende, dass Kleve mit dem 1:1 voll zufrieden war. Nun müssen wir halt schauen, dass wir am nächsten Mittwoch gegen Bergisch Gladbach einen Dreier einfahren."

Übrigens: Trotz der extrem starken Belastung der Spieler waren - anders als bei der ersten Mannschaft von RWE - keinerlei Erschöpfungserscheinungen bei den Spielern festzustellen. Im Gegenteil wurde von der ersten bis zur letzten Minute Vollgas gegeben. Das Spiel gegen Bergisch Gladbach am Mittwoch beendet übrigens vier (!) englische Wochen. Danach liegen dann immerhin sechs Tage bis zum Auswärtsspiel am Ostermontag gegen MSV Duisburg II.

Thomas Imhof


RWE U 23: Himmelmann - Aydin, Jensen, Caspers, Yasli - Karadag, Vennemann (60. Enzmann), Harrer, Lemke (65. Alpay) - Tokat, Lenz (70. Ivancicevic)

Tore: 1:0 Enzmann (79.), 1:1 Sendag (85.)

Zuschauer: 150