Vorbericht
Wird RWE seiner Favoritenrolle gerecht? Aufsteiger Schweinfurt 05 ist zu Gast
Der Kontrast könnte kaum größer sein. Im Revierderby wurde am Ende ein Punkt von der Wedau mitgenommen, auch wenn die Kräfte in den Schlussminuten gehörig nachließen. Jetzt wartet der Aufsteiger aus Schweinfurt auf die Essener, der bereits einen gehörigen Rückstand im Tabellenkeller zum Nichtabstiegsplatz hat und mit dem Rücken zur Wand steht. Selten sind in der Dritten Liga die Rollen so klar verteilt wie in diesem Spiel.
Immerhin gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten zu feiern. Ekin Celebi, der aus Vertragsgründen nicht spielen darf, Manuel Wintzheimer und Joshua Endres haben alle schon einmal das rot-weisse Trikot getragen und dürfen noch einmal die Luft an der Hafenstraße schnuppern. Allerdings bleibt kaum Platz für Sentimentalitäten, denn RWE möchte weiter oben dranbleiben und braucht dafür dringend die drei Punkte am Sonntagnachmittag.
Das Personal
Obwohl Trainer Uwe Koschinat aus dem Vollen schöpfen kann, erwartet niemand großartige Veränderungen in der Startaufstellung gegenüber den letzten Auftritten. An Jakob Golz zweifelt sowieso keiner. Tobias Kraulich hat mit seiner Leistung gegen den MSV Duisburg unterstrichen, dass er im Vergleich mit Kapitän Michael Schultz der komplettere Spieler ist. Sein Nebenmann Rios Alonso ist derzeit in einer absoluten Topform und nicht wegzudenken. Auf der rechten Seite in der Viererkette hatte Michael Kostka die Nase leicht vor Jannik Hofmann, allerdings hatte Kostka eigentlich nicht die Luft für neunzig Minuten, wird aber höchstwahrscheinlich dennoch starten. Lucas Brumme ist wieder fit und wird Franci Bouebari auf der linken Außenbahn wieder ersetzen, obwohl sein junger Herausforderer sich im Laufe des Spiels gegen den MSV enorm steigern konnte.
Auch Klaus Gjasula setzte nach seiner langen Sperre eine ordentliche Duftmarke und wird wohl wieder von Beginn an spielen dürfen. Etwas offener dürfte es im Kampf um die Doppelsechs bzw. Achterposition sein. Torben Müsel zeigte in den letzten beiden Spielen gute Leistungen, dennoch wurden Tom Moustiers Einwürfe als zusätzliche Waffe durchaus vermisst. In der Offensivzentrale darf Ahmet Arslan wieder die Fäden ziehen.
Auch an den offensiven Außenbahnen wird der Chefcoach wenig rütteln, Marvin Obuz und Kaito Mizuta werden zur Findung eines festen Gerüstes auf dem Platz und mangels Alternativen starten dürfen. Eine Änderung könnte es in der Sturmspitze geben. Ramien Safi konnte ein Tor im Derby erzielen und sich somit weiterempfehlen, allerdings könnten gegen einen tiefstehenden Gegner andere Qualitäten gefordert sein. Marek Janssen hat nach seinen Einwechselungen ordentliche Leistungen zeigen können und verkörpert diesen Stürmertyp. Vielleicht wären aber auch Jannik Mause und Jaka Cuber Potocnik je nach Fitnesszustand mögliche Alternativen.
Um Jannik Mause und Defensivakteur Luca Bazzoli gab es zuletzt viel Diskussionen. Beide haben es bislang nicht geschafft, trotz der Vorschusslorbeeren zu überzeugen. Im Fall von Mause ist es noch zu früh, die Personalie in den Wind zu schreiben. Allerdings ist es nach wie vor verwunderlich, warum der Stürmer trotz seiner körperlichen Verfassung an die Hafenstraße geholt wurde, denn eine sofortige Hilfe ist er nicht. Die lahmende Offensive könnte aber einen fitten Mause gut gebrauchen. Sollte es weiterhin so laufen, dass RWE sich eine ordentliche Ausgangsposition für die Rückrunde erarbeitet, wäre Mause möglicherweise noch ein entscheidender Faktor für die Zeit nach der Winterpause.
Bei Bazzoli ist die Lage anders. Weder in der Innenverteidigung noch auf seiner Stammposition im defensiven Mittelfeld hat er derzeit eine Chance, in die Startelf zu rutschen. Zuletzt schaffte er es noch nicht einmal mehr in den Kader. In der Innenverteidigung ist die Mannschaft sehr gut besetzt, hier wird Bazzoli nicht gebraucht. Im defensiven Mittelfeld verkörpert Klaus Gjasula zwar in seinem Alter nicht die Zukunft der Mannschaft, aber ist bei den gezeigten Leistungen nahezu unverzichtbar. Bazzoli muss den Konkurrenzkampf annehmen, sonst stehen die Zeichen auf eine baldige Trennung vielleicht schon im Winter. Denn unter dem Strich ist es viel zu teuer, ihn auf der Tribüne schmoren zu lassen. Aber auch hier sollte die Hoffnung auf Besserung noch nicht vollständig aufgegeben werden.
Das Gegnerportrait: 1. FC Schweinfurt 05 (Platz 20/ 3 Punkte/ 1 Sieg, 0 Remis, 11 Niederlage/ 8:32 Tore, Differenz -24)
So hatten sich die Schweinfurter ihre erste Saison in der eingleisigen Dritten Liga bestimmt nicht vorgestellt. Dabei gab es am Ende der Saison grenzenlosen Jubel in Unterfranken. Der Aufstieg überraschte viele Experten, da ausgerechnet der große Rivale aus Würzburg nach einer gescheiterten Teilnahme in der Aufstiegsrelegation im Jahr davor als großer Favorit in der Regionalliga Bayern galt. Doch die Kickers lagen am Ende mit acht Punkten auf Platz 3 hinter den „Schnüdeln“, wie die Mannschaft aus Schweinfurt zur Freude der hiesigen Presselandschaft auch genannt wird.
Doch in Unterfranken wissen die Verantwortlichen auch, dass die Ausgangssituation eines Aufsteigers aus Bayern häufig nicht die Günstigste ist. Deshalb waren dort alle auf der Suche nach einem eigenen Weg. Anscheinend blieben viele ehemalige Spieler aus der Umgebung bei der Reise durch die Profiligen ihrer Heimat stark verbunden und konnten sich unter bestimmten Voraussetzungen eine Rückkehr ins beschauliche Frankenland vorstellen.
Johannes Geis, ehemaliger Bundesligaprofi und zuletzt in der Dritten Liga Führungsspieler bei der SpVgg Unterhaching, hatte zuvor nicht für die 05er gespielt, ist aber in Schweinfurt geboren. Pius Krätschmer spielte in der Vorsaison für den hochambitionierten und dann insolventen West-Regionalligist Eintracht Hohkeppel und kehrte wieder nach Schweinfurt zurück.
Natürlich darf in der Aufzählung der Ex-RWE-Stürmer Manuel Wintzheimer nicht fehlen, der schon in der Jugend für den Verein stürmte. Auch Maximilian Weisbäcker, der aus Illertissen verpflichten wurde, sowie Tim Latteier, ehemals FSV Frankfurt, kennen sich in der Gegend aufgrund ihrer Vergangenheit aus. Stürmer Nico Grimbs hatte aus Fürth keinen weiten Weg zu seiner neuen sportlichen Heimat. Diese bayerische Gemütlichkeit sollte auch dafür sorgen, die auswärtigen Neuzugänge wie Toni Stahl (Stammtorhüter in der zweiten Mannschaft von Hannover 96) sowie die Stürmer Eric Shuranov (Maccabi Haifa, war immerhin auch mal zuvor in Nürnberg gewesen) und Fabio Luque-Notaro (FC Vaduz 2, Liechtenstein) schnell zu integrieren.
Auf der letzten Rille wurde aus Essen noch Linksverteidiger Ekin Celebi ausgeliehen, welcher leider verletzungsbedingt eine schwere Zeit an der Hafenstraße hatte und seine Chance im Profifußball sucht. Er wird nicht an der Partie teilnehmen, weil die Schweinfurter nicht bereit waren, eine vertraglich festgelegte Summe für seinen Einsatz bei seinem Stammverein zu zahlen. Auch wenn es nicht zum Nachteil von RWE ist, darf diese Praxis bei den Verträgen sehr gerne kritisch betrachtet werden.
Alle diese Verpflichtungen zeigen, dass die Schweinfurter nicht oben in das Regal gelangt haben. Entweder wird versucht, talentierte Spieler mit Bezug zur Region zu holen oder es ergreifen Akteure die letzte Chance, doch noch einmal eine Rolle im Profifußball spielen zu können. Zum Beginn der Saison sah es noch so aus, als ob die Unterfranken sich achtbar schlagen können. Beim schweren Auswärtsauftakt in Köln verloren die Truppe „nur“ mit 0:2. Im ersten Heimspiel gegen Energie Cottbus (0:2) wurde lange dagegengehalten und die Waffen erst in der Nachspielzeit gestreckt. Nach vier weiteren Pflichtspielniederlagen, unter anderem im DFB-Pokal gegen Zweitligist Fortuna Düsseldorf und im Landespokal gegen Viktoria Aschaffenburg (8:9 nach Elfmeterschießen) sahen die Schweinfurter endlich Licht am Ende des Tunnels. Ausgerechnet der bayerische Konkurrent aus Ingolstadt wurde mit 3:2 im Audi-Sportpark besiegt.
Allerdings ist dies nach zwölf Spieltagen immer noch der einzige Sieg auf dem Konto der Unterfranken. Vor allem die hohen Niederlagen gegen schwach gestartete Aachener und Ulmer (jeweils 1:5) lassen an der Drittligatauglichkeit zweifeln. Nur acht Tore konnten zu diesem Zeitpunkt erzielt werden, dafür wurden schon 32 kassiert. Diese Bilanz des Grauens wird noch dadurch getrübt, dass mit dem TSV Havelse ein Team vor ihnen steht, welches noch gar nicht gewonnen hat.
Hier braucht es keine taktisch tief gehende Analyse, um die Chancen für die Essener einschätzen zu können. In allen Mannschaftsteilen stellt die Mannschaft von der Hafenstraße das bessere Team. Geht die Truppe von Uwe Koschinat mit der richtigen Einstellung, die größtenteils in der Saison vorhanden war, seriös an das Spiel heran, dürfte die Möglichkeit sehr groß sein, am Ende der Partie einen Sieg feiern zu können.
Der Blick über den Tellerrand und Fazit
Bislang hätte der dreizehnte Spieltag von den Ergebnissen her für RWE kaum besser laufen können. In der Spitzenpartie trennten sich der VfL Osnabrück und der MSV Duisburg 0:0. Trotz der bislang beeindruckenden Saison des Aufsteigers sammelten die Meidericher in der letzten Zeit ein paar Remis zu viel, dennoch konnte die Tabellenführung sogar zurückerobert werden. Dies lag an der Leistung der Löwen aus München, die den bisherigen Spitzenreiter aus Cottbus mit 3:0 an die Lausitz zurückschickten. Leider kam es zu beschämenden Szenen, bei der ein Zuschauer der Löwen den Cottbuser Butler rassistisch beleidigt haben soll. Es bleibt abzuwarten, was im Nachgang dank eines Vollidioten noch so folgen wird.
In einem weiteren Duell im Kampf um die oberen Plätze gelang Hansa Rostock nach einem Last-Last-Minute Treffer noch ein 2:2-Unentscheiden gegen starke Verler. Wieder zurück im Rennen ist die Viktoria aus Köln, die starke Serie der Ingolstädter wurde mit einem 3:1-Sieg am Höhenberg beendet. Wild ging es im Erzgebirge zu, die Auer konnten die Regensburger mit 4:3 niederringen. Allerdings bleiben damit beide Mannschaften tief unten drin.
Noch schlechter ist es allerdings um den SSV Ulm 1846 und der TSV Havelse bestellt. Die Ulmer verloren trotz einer Führung gegen die jungen Stuttgarter mit 1:3. Havelse wartet weiter auf den ersten Sieg und kommt zu Hause mit 0:2 gegen zuletzt kriselnde Wehener unter die Räder. Zwar trennen die Mannschaften aus Baden-Württemberg und Niedersachsen nur ein Platz im Tabellenkeller, dafür aber auch schon neun Punkte.
Am Sonntag haben neben RWE noch die Mannheimer die Chance, mit viel Fanunterstützung in Hoffenheim weiter nach oben zu klettern. Auch der 1. FC Saarbrücken könnte wieder ein Wörtchen mitreden, muss sich aber erst auf dem Tivoli gegen die Alemannia aus Aachen aus der Krise schießen.
RWE hat eine große Möglichkeit, sich richtig oben festzusetzen. Sollte ein Sieg gelingen, wären es nur noch drei Punkte bis zu den Plätzen an der Sonne. Allerdings ist mit dem Gegner aus Schweinfurt die Fallhöhe entsprechend groß. Die Mannschaft von Uwe Koschinat muss jetzt zeigen, dass sie auch die Favoritenrolle annehmen und gegen Gegner bestehen kann, die sich hinten einigeln und auf Nadelstiche lauern. Mit den Fans im Rücken sollte die Aufgabe leichter sein, die Hafenstraße zu einer uneinnehmbaren Festung auszubauen.
In diesem Sinne:
NUR DER RWE!
Pascal Druschke
Spielbericht
RWE müht sich zum 2:1-Heimsieg gegen das Kellerkind aus Schweinfurt
Ein Hochgenuss war es mit Sicherheit nicht, den die über 17.500 Zuschauer an der Hafenstraße betrachten konnten. Am Ende reichten zwei gelungene Offensivaktionen, um das Schlusslicht aus Unterfranken auf die lange Heimfahrt zu schicken. Nach dem Führungstreffer von Torben Müsel (36.) dachte die Mehrheit auf den Rängen, das Spiel würde sich in Richtung der Gastgeber drehen. Doch noch kurz vor der Pause glich Johannes Geis (44.) per Elfmeter aus, nachdem Rios Alonso den Ball unglücklich mit dem Arm mitnahm. Das letzte Wort hatte aber Marek Janssen (70.), der nach der zweiten Torvorlage von Marvin Obuz seinen ersten Heimtreffer erzielen konnte. Trotz der hohen Dominanz wackelten die Essener in einigen Situationen gehörig und halfen teilweise tatkräftig dabei mit, dass die Gäste aus Unterfranken fast noch etwas Zählbares mitgenommen hätten.
Die Aufstellung
Wie erwartet gab es zu Beginn kaum Veränderungen im Vergleich zum Auftritt in Duisburg. Tobias Kraulich hatte sich seinen Startplatz neben Rios Alonso erspielt, beide sollten vor Jakob Golz die Defensive organisieren. Links kam es zu dem wenig überraschenden Wechsel, Lucas Brumme durfte für Franci Bouebari die Außenbahn beleben. Kostka bekam wieder einmal auf der rechten Seite den Vorzug vor Jannik Hofmann. Uwe Koschinat setzte neben der Defensivsäule Klaus Gjasula auf Torben Müsel. Ahmet Arslan übernahm wieder die Offensivzentrale. Auch auf den Angriffsseiten blieb es bei den Einsätzen von Marvin Obuz und Kaito Mizuta. In der Sturmspitze fiel die Entscheidung zugunsten von Ramien Safi und nicht für einen Strafraumtank, obwohl ein sehr defensiv eingestellter Gegner erwartet werden konnte.
Die Tanker brachte Trainer Koschinat dann in der 66. Minute. Jaka Cuber Potocnik und Marek Janssen wurden verhältnismäßig früh für Ramien Safi und Ahmet Arslan auf das Feld geschickt. Nach 84 Minuten war dann Schluss für Marvin Obuz, der durch den jungen Jannik Hofmann ersetzt wurde. Kurz nach dem Anbrechen der Nachspielzeit wurde die Defensive mit Michael Schultz und Tom Moustier verstärkt, dafür mussten Torben Müsel und Kaito Mizuta weichen.
Es muss zudem noch bemerkt werden, dass neben Allrounder Nils Kaiser auch Jannik Mause und Luca Bazzoli wieder den Sprung in den Kader nicht geschafft haben. In der Sache Mause wurde abermals über die Presse transportiert, er sei noch nicht in dem Fitnesszustand, der zu einer Nominierung reichen würde. Es bleibt also bei dem Zündstoff, den diese beiden Personalien derzeit verursachen.
Die Pluspunkte
Mit den Erfahrungen aus Havelse war RWE von Anfang an darauf aus, die Dominanz in der Spielkontrolle zu übernehmen. Die Hausherren ließen sich auch nicht vom Pressing der Gäste aus der Reserve locken. Über die Außenbahnen wurde ordentlich Druck erzeugt. Den Flügelspielern gelang es immer wieder, durch Tiefenläufe bis an den Sechzehner zu kommen. Allen voran Marvin Obuz war in der ersten Halbzeit ein Aktivposten und hätte nach einem großartigen Schuss vom rechten Strafraumeck bereits in der dritten Minute das 1:0 erzielen können, doch Schweinfurts Keeper Stahl parierte den ersten Essener Abschluss. Obuz war es auch, der das 1:0 noch Torben Müsel in der 36. Minute nach zahlreichen Essener Anläufen vorbereitete. Der zentrale Mittelfeldspieler leitete den Angriff selbst ein und findet im Strafraum den Ex-Kölner, welcher zwei Gegenspieler auf sich zieht und dann wieder auf Müsel ablegt. Der fackelte nicht lang und schoss den Ball in seiner typischen Art in die lange Ecke.
Fünf Minuten später hätte Müsel noch einmal zuschlagen können, aber sein Schuss war zu zentral. Nach dem Schock vor der Halbzeitpause wollte RWE den Ausgleich schnell wieder wegstecken. Doch es sollte noch 25 Minuten dauern, bis die Hafenstraße abermals jubeln sollte. Wieder war es Marvin Obuz, der durch sein Dribbling an der Strafraumkante die Aufmerksamkeit der Schweinfurter Defensive auf sich zieht und dann auf Marek Janssen spielt, der zentral vor dem Tor den Ball in das Tor unterbringen kann.
Nach seiner schwierigen Phase, bei der es so aussah, als ob er als Notkauf in der letzten Winterpause verpflichtet wurde und dann erst im Sommer für seinen neuen Klub auflaufen durfte, aber aufgrund des hochgerüsteten Kaders kaum noch eine Chance auf Einsatzzeiten bekommen kann, freut es umso mehr, dass er jetzt ein entscheidendes Tor erzielen durfte. RWE blieb trotz der Gefahr durch aufrückende Gäste auch weiter darum bemüht, den Deckel auf die Partie zu machen. Fast wäre es Jannik Hofmann gelungen, die Fans auf den Tribünen zu beruhigen, aber sein Schuss in der 78. Minute landete nur am linken Pfosten. Am Ende warfen sich die Essener in alle Zweikämpfe, unter dem Strich stimmte auch die Einstellung der Mannschaft in Sachen Verteidigungsbereitschaft. Der Sieg geht also in Ordnung, auch wenn nicht alles Gold war, was an diesem späten Nachmittag im Flackerlicht glänzte.
Die Minuspunkte
Bei der drückenden Überlegenheit der Essener war es zu wenig, was an klaren Möglichkeiten von der Mannschaft herausgearbeitet wurde. Die flachen Hereingaben von außen konnten von den Schweinfurtern unaufgeregt wegverteidigt werden, da es keinen Strafraumstürmer gab, der diese verwerten konnte. Der einzige Spieler, der so etwas wie eine Orientierung im Strafraum hat, spielt zurzeit im defensiven Mittelfeld und heißt Torben Müsel, was er eindrucksvoll bei seinem Führungstreffer unter Beweis gestellt hatte.
Allerdings gab es auch dank der Schweinfurter Nachlässigkeiten genug Möglichkeiten, aus der Distanz zum Erfolg zu kommen, doch wollte die rot-weisse Mannschaft am liebsten den Ball über die Linie tragen. Mit Arslan, Mizuta, Müsel und Obuz gibt es genügend Spieler auf dem Platz, die kein Problem damit haben, den Ball vom Strafraumrand unter die Latte zu zimmern. Davon wurde zu wenig Gebrauch gemacht.
In der zweiten Halbzeit ließ der Druck in der Offensive nach, obwohl die letzte Verteidigungsreihe nach vorne geschoben wurde. Der zu Beginn der Saison überragende Mizuta will in vielen Situationen einfach zu viel und rannte sich häufig fest, obwohl keiner ihm die fehlende Einstellung vorwerfen kann. Ahmet Arslan tauchte immer mehr ab und ist zurzeit nicht der Offensivmotor, der die Mannschaft antreibt. Vielleicht wäre es auch einmal an der Reihe, Torben Müsel auf seine Position zu setzen und dafür mit Tom Moustier neben Klaus Gjasula zu beginnen.
In der Defensive erlaubte sich die Truppe wenig Fehler, dafür sind diese dann oft extrem fahrlässig. Kurz vor dem Elfmeterpfiff war der Ball nach einer Slapstickeinlage der Schweinfurter fast schon weg, doch weder Tobias Kraulich und Rios Alonso konnten die Situation klären, zum Glück hatten bei den zwei Abschlussversuchen Jakob Golz und die Latte etwas gegen den Einschlag des Schusses. Der Handelfmeterpfiff war bei der wenig später erfolgten Hereingabe der Gäste korrekt, auch wenn Rios Alonso hier maximal unglücklich aussieht. Dennoch kassiert RWE in dieser Saison bislang durch diese Fehler zu viele Strafstöße gegen sich.
Nach dem Seitenwechsel blieben die Unachtsamkeiten nicht aus. So stand Wolf in der 50. Minute völlig allein im Strafraum. Sein tückischer Aufsetzer landete an das Lattenkreuz, RWE war abermals im Glück. Auch in der Schlussphase kam es zu Aussetzern von Gjasula und Golz, die durch aufmerksame Mitspieler aber entschärft werden konnten. Insgesamt ließ sich die Mannschaft von der Hafenstraße zu Beginn und am Ende der zweiten Halbzeit sich zu sehr in den eigenen Strafraum drängen. Dies war völlig unnötig, denn die Unterfranken zeigten in der Vorwärtsbewegung deutlich, warum die eigene Trefferbilanz nach dreizehn Spieltagen immer noch nicht zweistellig ist. Nach den Einwechselungen von Schultz und Moustier hoffte RWE nur darauf, das Ding irgendwie über die Bühne zu bekommen. Bei den Kräfteverhältnissen zwischen den beiden Mannschaften ist diese Vorgehensweise der Essener Mannschaft bezeichnend gewesen.
Der Aufreger des Tages
Der Unparteiische Kevin Behrens lag bei fast allen Entscheidungen richtig. Ein wenig zögerlich war er beim Zeigen des gelben Kartons, gerade in der ersten Halbzeit hätte Manuel Wintzheimer allein für die Anzahl seiner Fouls eine Verwarnung verdient. Ab der 82. Minute erhöhte sich dann die Anzahl der Karten. Vor allem Kaito Mizuta hatte etwas Glück, nicht mehr als die Farbe „gelb“ zu sehen. Zu seiner Ehrenrettung sei aber gesagt, dass beide Spieler ineinander rauschen, auch wenn Mizuta etwas später dran war. Es bleibt zu hoffen, dass der Schweinfurter Müller sich nicht zu stark verletzt hat!
Auch wenn wir es beim letzten Heimspiel schon einmal thematisiert hatten, das Flackerlicht bleibt ein Ärgernis. Wieso will der Verein ausgerechnet bei der heiligen Hymne „Adiole“ mehr Emotionen erzeugen? Da gibt es nicht mehr herauszuholen, das Lied steht und die Gesänge von den Rängen stehen für sich. Hoffentlich haben die Verantwortlichen die Plakate aus den Reihen der aktiven Fanszene gesehen und ziehen die richtigen Schlüsse daraus. Es mag sein, dass dies nur ein Randthema in der zunehmenden Kommerzialisierung des Vereins ist. Aber Rot-Weiss Essen hebt sich ab von den sterilen Atmosphären, die in den Bundesligen immer mehr Einzug halten. Jeder Schritt hin in diese Richtung kann ein Schritt zu viel sein!
Die weiteren Ergebnisse vom Sonntag des dreizehnten Spieltags und Fazit
Im ersten Spiel an diesem Sonntag hat es Waldhof Mannheim verpasst, einen großen Schritt nach oben in der Tabelle zu machen. Stattdessen liegt die TSG Hoffenheim mit einem 2:0-Sieg auf Kurs, die Liga mit ihrer uninteressanten Nachwuchstruppe weiter zu beehren. Der 1. FC Saarbrücken rutscht tiefer in der Krise und verliert auch das dritte Spiel hintereinander. Die Alemannia aus Aachen kehrt mit dem 2:0-Heimerfolg wieder auf einen Nichtabstiegsplatz zurück.
Mit dem knappen 2:1-Erfolg gegen die Schweinfurter, die bereits zum achten Mal eine Niederlage hinnehmen mussten, bleibt RWE punktemäßig auf Kurs. An dem Spieltag konnte kein Team auf den ersten vier Plätzen gewinnen, somit schleichen sich die Bergeborbecker bis auf drei Punkte an den Spitzenreiter aus Duisburg heran. Auch wenn das Spiel gegen die Schweinfurter abermals aufzeigte, dass die rot-weisse Truppe ihr spielerisches Potential zu selten abruft und sich mit der Favoritenrolle gegen unterlegene Teams schwertut, kann dieser Umstand den Verantwortlichen derzeit egal sein.
Am kommenden Samstagmittag, den sich viele Fans auch einmal wieder für ein Heimspiel wünschen, wartet mit den FC Ingolstadt ein Gegner, der mehr spielerische Lösungen anbieten kann als die Konkurrenz aus Unterfranken. Vielleicht ist es genau das, was die Essener Mannschaft braucht, um bessere Leistungen aufbieten zu können. Der Angriff auf die Spitze kann gerne in Bayern fortgeführt werden!
In diesem Sinne:
NUR DER RWE!
Pascal Druschke
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