Ohne Not im Gummiboot
Nachdem unser Vorstand in der vergangenen Woche mit der Nachricht online ging, die bundesweite Vereinsinitiative für eine Regionalligareform explizit nicht zu unterstützen, dürfte in Essen nicht nur mir die Kinnlade ein wenig nach unten geklappt sein.
Als Vorsitzender von Unsere Kurve e.V. – dem bundesweiten Bündnis von Fanabteilungen, Supporters Clubs und anderer Mitgliederorganisationen – ereilten mich zusätzlich eine Flut von Nachrichten. Von hämisch bis ungläubig. Was ist denn bei euch los?
Vorab: Unsere Kurve unterstützt die Initiative, die in der Regionalliga Nordost ihren Anfang nahm und unterdessen 47 Vereine aus allen Regionalligen bis hoch zur Bundesliga versammelt.
Genauso, wie eine breite Mehrheit der RWE-Fans auch über unsere Zeit in der Regionalliga hinaus die Forderung „Meister müssen aufsteigen“ unterstützt.
Die Meinung unseres Vorstands wirkt da etwas exklusiv, vor allem, wenn man die vorgebrachten Argumente betrachtet. Diese zeigen eindeutig, dass man sich mit den originären Forderungen der Initiative nicht, oder sollte ich sagen gar nicht, auseinandergesetzt hat. Zudem überrascht, dass man meint, damit an die Öffentlichkeit gehen zu müssen. Also sich gegen etwas positionieren zu müssen.
Die Initiative für eine Regionalligareform äußert sich klar: die Regionalverbände und der DFB müssen endlich anerkennen, dass die vorhandene Aufstiegsregelung vor dem Hintergrund sportlicher Fairness, aber auch vor dem Hintergrund des extremen finanziellen und vereinsinternen Engagement, das ein Aufstieg in die 3. Liga erfordert, nicht beibehalten werden kann.
Dabei geht es bewusst nicht um die Diskussion über einzelne Lösungsvorschläge, wie sie bereits seit Jahren in unzähliger Zahl auf dem Tisch liegen. Jeder einzelne geschrieben von einer der vielen verschiedenen Interessengruppen in den so unterschiedlichen Regionalligen.
Nein, es geht ausschließlich darum zu sagen: so kann es nicht weitergehen. Die Regionallverbände und der DFB sollen in einem abgesteckten Zeitrahmen mit den Beteiligten eine Lösung erarbeiten. Das ist die einfache, aber klare Forderung.
In den Verbänden fehlt bis dato diese Anerkenntnis. Wozu auch. Sind doch die Regionalfürsten die Hausmacht des Präsidiums. Sie unterstützen oder stürzen DFB Präsidenten. Warum sich also streiten.
Die Initiative der Vereine ist jetzt also kurz davor, dass sich der DFB und seine Regionalverbände ernsthaft damit auseinandersetzen müssen, was Herr Koch und seine Mitstreiter vor mehr als zehn Jahren verbrochen haben.
Und hier sagt unser Vorstand: nicht mit uns.
Was soll da bleiben, als ein großes Fragezeichen. Unsere Geschichte hat uns gelehrt, was es heißt, jahrelang in der Regionalliga zu verbleiben. Ja, wir haben niemals die Relegation erreicht. Und als wir aufgestiegen sind, mussten wir diese nicht mehr spielen. Ich möchte mir nicht ausdenken, wenn wir die Rolle mit Lok Leipzig als jüngstes Beispiel hätten teilen müssen.
Aber auch über unsere eigene Geschichte hinaus gebietet es die sportliche Fairniss, für eine gerechte, für alle geltende Aufstiegsregel einzutreten.
Das ist in diesem Fall einfach, denn es gibt bewusst keine andere Forderung an die Verbände, als endlich etwas zu tun.
Das scheint unserem Vorstand nicht ganz klar zu sein. Hat man hier einfach unterlassen, ein wenig zu lesen?
Vollends absurd wird es bei dem vorgetragenen „Argument“, man werde sich – soll ich mannhaft sagen? – dagegen stellen, dass die 3. Liga einen fünften Absteiger akzeptiert. Wo die beiden das her haben ist komplett unklar und auch ein bisschen lächerlich. Dieses Szenario ist weder Teil der Initiative (s.o.) noch fordert es aktuell irgendjemand aus den Regionalligen. Wen möchte man hier mit Fake News zum Narren halten?
Darüber hinaus: „wir beschäftigen uns mit Dingen, die wir beeinflussen können.“ Gutes Motto und würde auf die Initiative sehr gut treffen. Was spricht dagegen, sich hier zu vernetzen, denn Unterstützung heißt in diesem Fall eindeutig Austausch und Mitsprache. Man sollte also sagen: …die wir beeinflussen wollen.
Im gesamten Vortrag auf Youtube gibt es also kein einziges stichaltiges Argument, die Initiative für eine Regionalligareform nicht zu unterstützen. Man möchte sich raushalten.
OK. Wäre es so, würden RWE Fans auch gerne echte Argumente dafür hören.
Aber schlecht vorbereitet, ohne Not und ohne zutreffende Argumente an die Öffentlichkeit gehen, im Bewusstsein, dass sich RWE-Fans etwas anderes wünschen. Besser kann man nicht dabeben liegen. Das positioniert den Verein – und da lehne ich mich aus dem Fenster – gegen das Gespür der Fans.
Nun wird es an uns RWE Fans sein, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Und sollte es eine Mehrheit für die Unterstützung der Initiative geben, sollte der Vorstand diese ohne zögern umsetzen.
Jost Peter
1. Vorsitzender UNSERE KURVE e. V.
www.unserekurve.de