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2024/2025 – 3. Liga

Waldhof Mannheim – Rot-Weiss Essen (6:1)

Die Enttäuschung nach Mannheim sitzt tief. Eine kaum zu glaubende 1:6-Klatsche fing RWE sich bei einem keinesfalls überragend spielendem Gegner ein. Warum man das „Ergebnisdebakel“ ein Stück relativieren muss und wie die Aussichten auf das Spiel am Mittwoch gegen Hoffenheim sind, lest Ihr hier.

Vorbericht

Die Ernte auf dem Waldhof einfahren – RWE vor Herausforderung in Mannheim

Nach einwöchiger Pause startet die Dritte Liga bereits in ihre nächste englische Woche, die Rot-Weiss Essen zwei Auswärtsauftritte beschert, den ersten am Samstag ab 16:30 Uhr bei Waldhof Mannheim. Die Aufgabe erscheint psychologisch knifflig, weiß man doch nicht genau, was Essen in Mannheim zu erwarten hat, was der RWE-Fan umgekehrt aber auch nicht genau von seinem Team weiß.

Das Personal und die taktischen Optionen

Nach dem überzeugenden Auftritt gegen Hansa Rostock gibt es für Trainer Uwe Koschinat eigentlich wenig Grund für Änderungen. Essen spielte dabei zwei zuletzt häufig diskutierte Systeme jeweils eine Hälfte gut. Im ersten Abschnitt überrollte man die Rostocker mit der Viererkette offensiv, in der zweiten Hälfte verteidigte man in Unterzahl in der von Koschinat eigentlich mehr geliebten Fünferkette mit Leidenschaft und Überzeugung den 3:0 Vorsprung bis zum Ende.

Beim Auswärtsauftritt in Mannheim wird Essen nicht unwahrscheinlich aber wieder die Spiel-Aktivität überlassen werden. Von daher wird RWE wohl im offensiv deutlich wirksameren 4-2-3-1 beginnen. Golz im Tor und Rios Alonso werden mit Sicherheit starten und sind unumstritten. Zumindest die Fans werden aber erneut eine Personalie heiß diskutieren. Kapitän Michael Schultz ist für Koschinat auch in der Viererkette vor Tobias Kraulich gesetzt. Mit der Begründung, dass es hier um defensive Stabilität und nicht um den Spielaufbau ginge. Eine Aussage, die impliziert, der spielerisch für alle Augenzeugen deutlich stärkere Kraulich sei im Kerngeschäft des Verteidigens klar hinter Schultz zu sehen. Hier ist Koschinats Blick wohl ziemlich exklusiv, denn auch in der Disziplin Mannorientierung, Tackling und erst recht im offensiven nach Vorneverteidigen darf Kraulich als stärker eingeschätzt werden. Schade, dass RWE sich diese Qualitäten aktuell freiwillig nimmt. Während Lucas Brumme auf der linken Bahn nicht fehlen wird, heißt das Duell auf der Gegenseite Michael Kostka gegen Jannik Hofmann. Hofmann wurde zuletzt von seinem Trainer mit dem taktischen Kniff des Tribünenplatzes gegen Osnabrück für das Rostock-Match zu seiner Bestleistung inspiriert. Zu einem Wechsel gezwungen ist Koschinat auf der Doppelsechs. Tom Moustier wurde nach seiner diskussionswürdigen Roten Karte gegen Hansa für zwei Partien aus dem Verkehr gezogen.

Doch Essen ist in der Lage die wichtige Position neben Chefdenker Klaus Gjasula hochwertig zu ersetzen. Kandidat Nummer 1 ist Torben Müsel. Da Koschinat sich insgeheim wohl selber eingestehen muss, aus seiner bevorzugten Abwehrzentrale keine großen Impulse für das RWE-Spiel erwarten zu dürfen, fällt die Wahl wohl auf den mit Zehnerqualitäten ausgestatteten Müsel, der Moustier eigentlich schon in Regensburg hätte ersetzen sollen. Zudem stehen noch Luca Bazzoli und Youngster Gianluca Swajkowski zur Verfügung. Bazzoli wusste bereits höherklassig zu überzeugen, Swajkowski sah Koschinat zu Saisonbeginn auf Augenhöhe mit Gjasula. In der Reihe davor sind der aktuell in Bestform befindliche Kaito Mizuta, bei seiner Auswechslung gegen Rostock mit Sprechchören gefeiert, und Ahmet Arslan gesetzt.

Auf dem rechten Flügel entsteht ein Härtefall. Ramien Safi meldete sich mit starker Leistung gegen Rostock zurück, Marvin Obuz droht daher erneut die Bank. Sollte Mannheim allerdings eher Beton anrühren wollen, wäre der Rückkehrer wohl die bessere Wahl, aber eine Glaskugel hat der Trainer natürlich nicht. Auch die Sturmspitze ist nicht unumstritten. Jannik Mause stand jüngst dreimal in Serie in der Startformation. Gegen Rostock legte er einen durchaus guten Auftritt hin und luchste seinem kantigen Gegenspieler vor der Szene zum 2:0 gekonnt den Ball ab. Pech hatte er bei einem eigenen Abschluss, den Keeper Uphoff leider entschärfte. Zur Pause musste Mause raus. Das war nachvollziehbar, denn in Unterzahl stellte RWE das System um.

Doch Uwe Koschinat verblüffte auf der Pressekonferenz in gewohnter Redseligkeit mit der Aussage, dass Mause nach 45 Minuten auch physisch am Ende gewesen sei. Es bleibt dabei, häufig wünschte man sich von Uwe Koschinat, sich in seinem Mitteilungsbedürfnis zurückzuhalten, denn damit setzte er Mause unnötigen Diskussionen aus. Da Cuber Potocnik aber mit Verletzungsproblemen passen muss und Marek Janssen keine Wertschätzung des Trainers genießt, stehen Mauses Startelfchancen dennoch gut. Oder Koschinat wählt eine Variante mit Safi im Zentrum und Obuz auf Außen oder tritt sogar mit Fünferkette ohne vorgezogenen Zentrumsspieler an. In diesem Falle könnte er sich die Diskussion um eine erneute Nicht Berücksichtigung von Tobias Kraulich ersparen. Alle diese Optionen sind möglich und sprechen für die neue Breite des RWE-Kaders.

Der Gegner: Waldhof Mannheim (15.Platz/7 Punkte/ 2-1-4/8:11/-3)

Auch wenn der Waldhof für nicht Szenekundige begrifflich eher eine Idylle impliziert, entwickelte sich der kurpfälzische Klub zu einer kleinen Skandalnudel. Allein die Rotation auf der Trainerposition sorgt für Stirnrunzeln. Mannheim beurlaubte Dominik Glawogger bereits nach zwei Spieltagen. In der Vorsaison hatte man für den nahezu unerfahrenen österreichischen Nachwuchscoach, der mit nur 35 Lenzen kaum älter war als einige seiner Spieler, sogar noch eine Ablöse an Jahn Regensburg gezahlt, das Glawogger als Trainer seiner U19 vorgesehen hatte.

Mit der Stimmungskanone aus der ehemaligen KuK-Monarchie rettete Mannheim sich aus der drohenden Abstiegsgefahr, in die man noch unter Glawoggers Vorgängern Marco Antwerpen und Bernhard Trares geraten war. Überzeugen konnten die Auftritte jedoch schon damals nicht gänzlich. In der neuen Spielzeit war Glawogger bereits angezählt, auch weil er seinerseits Vereinslegende Marcel Seegert und Sturmtank Terence Boyd nicht in wertschätzender Haltung gegenübertrat. Nach einem 2:2 in Verl und einem 0:1 in Rostock wurden Glawogger die Papiere ausgestellt und der Waldhof begibt sich seitdem auf den Holtzweg.

Immerhin 15 Jahre lang war Luc Holtz (56) Headcoach des luxemburgischen Fußballverbandes, dessen Auswahl er in 112 Länderspielen coachte. Am 10.10 hätte Holtz in dieser Funktion der deutschen Nationalelf in der WM-Qualifikation gegenübergestanden. Das tut nun sein Nachfolger, Ex-Bundesligaspieler Jeff Strasser. Kein Wunder, dass Holtz da für sein Prestige lieber gegen den Kultklub Rot-Weiss Essen antritt. Zunächst führte er den Waldhof vom Holz- auf den Holtzweg. Durchaus überzeugende Auftritte gegen Viktoria Köln (2:0) und in Ulm (2:1) ließen die Mannheimer wieder den Blick dahin richten, wo sie sich insgeheim sehen, nämlich nach oben.

Und das ebenfalls ohne nennenswerte Beteiligung von Glawoggers Intimfeinden Seegert und Boyd. Gegen den „Nottransfer“ des langjährigen Kapitäns Cello Seegert zum SSV Ulm, dort soll er den Langzeitverletzten Joe Reichert ersetzen, hatte Holtz nichts einzuwenden, auf Altmeister Terence Boyd setzt er nur punktuell. Der Erfolg schien ihm Recht zu geben.

Dann aber folgte ein Niederlagen-Hattrick. Gegen Cottbus gab es eine 0:3 Heimklatsche inklusive einer frühen Matchstrafe für Rechtsverteidiger Lukas Klünter. Die Niederlage war deftig, die folgenden zwei Partien verlor man dann unglücklich erst in der Nachspielzeit mit 0:1 gegen den VFB Stuttgart II und in Aachen mit 2:3, wo man bis zur Minute 83 sogar noch 2:1 in Front gelegen hatte. Angeschlagene Boxer sind besonders gefährlich, weswegen RWE auf dem Holtzauge wachsam sein sollte. Der Luxemburger machte Essen jedenfalls eine Kampfansage in Richtung Dreier. Wenn man daraus schließen darf, dass der Waldhof sein Heil in der Offensive suchen wird, dürfte das RWE eher zugutekommen, denn im Bespielen kompakter Abwehrreihen liegen derzeit nicht die rot-weissen Stärken.

Der Waldhof hat in der Offensive mit Felix Lohkemper, dem portugiesischen Neuzugang Masca, Eigengewächs Kennedy Okpala und Niclas Shipnoski durchaus interessante Spieler von Güte, auf der Zehn spielt mit dem Franzosen Adama Diakhaby (29) tatsächlich ein Mann, der in jungen Jahren an der Seite von Kilian Mbappé beim AS Monaco agierte und sogar fünfmal in der Champions League auflaufen durfte. Dennoch erzielten die Waldhöfer bislang erst 8 Treffer in 7 Spielen und allein in den letzten drei Partien klingelte es siebenmal im eigenen Kasten, während sich Essen im selben Zeitraum mit nur 2 Gegentreffern und sieben eigenen Tor-Erfolgen deutlich formstärker zeigte. Gerade deswegen darf man nun eine Trotzreaktion der Gastgeber erwarten, die alles reinhauen werden, um Essen im Carl-Benz-Stadion auf die Verliererstraße zu schicken. Womöglich trifft RWE auf sehr wütende Waldhöfer und wird gerade darin seine Chance sehen.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga

Der 8. Spieltag der Dritten Liga startet am Freitagabend um 19 Uhr.

Energie Cottbus (Platz 8./11 Punkte): VFB Stuttgart II (11./11)

Wahl-Spreewaldgurke Pelé Wollitz kritisierte zuletzt die korrekte Auslegung von Fußballregeln zuungunsten seiner Fairplay-Truppe. Da kommt eine zweite Mannschaft aus dem Schwabenländle gerade recht, ist doch bei Zweitvertretungen das Zudrücken beider Augen im Wettbewerb bei Sportverbänden üblich. Es ist zudem das Match zweier Teams, die gemeinsam mit zwei weiteren Mannschaften mit 11 Zählern dastehen und von der Enge der Liga zeugen.

Am Samstag stehen vor dem Essener Auftritt bei Waldhof Mannheim ab 14 Uhr fünf Partien auf dem Programm.

Erzgebirge Aue (18./4): TSV 1860 München (10./11)

Im Erzgebirge tagt ein Krisengipfel. Sowohl für die Gastgeber als auch bei den Gästen stehen die Trainer bereits hart im Wind. Jens Härtel steht mit Aue auf den Abstiegsrängen, Patrick Glöckner holte sich mit seinem Starensemble zuletzt gleich zwei böse Veilchen ab, weswegen die Löwen nun zu Aue passen wie die Faust aufs Auge.

Hansa Rostock (13./9): TSV Havelse (19./3)

Die Kogge segelt derzeit ohne Wind und Trainer Daniel Brinkmann dürfte dem eigentlichen Pflichtprogramm gegen den TSV Havelse durchaus mit einigem Magengrummeln entgegensehen. Zum Glück für Rostock sind die Havelser bislang nur besonders auf Nachspielzeiten gegen Ruhrgebietsvereine spezialisiert.

Wehen Wiesbaden (9./11): 1.FC Saarbrücken 2./16)

Die Saarländer legten einen starken Saisonstart hin und zählen ohnehin standardmäßig zu den Ligafavoriten. Die Gastgeber aus der hessischen Landeshauptstadt hinken den eigenen Ansprüchen noch hinterher.

MSV Duisburg (1./19): FC Ingolstadt (14./7)

Beim MSV hat man es mittlerweile Schwarz auf Weiß, so groß wie das ökonomische Potenzial der Zebras ist in Duisburg höchstens noch das Ego von Joachim Llamby. Insbesondere Essen und Aachen können da nur hinterherschauen, dort hält man die Aussagen des Duisburger Leiters für Sponsoring und Marketing mit einigem Recht für Kokelores. Mit der Audi-Werkself kommt ein Team nach Duisburg, das bislang enttäuschte und die Trendwende schaffen möchte.

Schweinfurt 05 (20./3): Alemannia Aachen (16./7)

Einmal mehr lässt ein Aufsteiger aus Bayern an der Berechtigung der eigenen Regionalliga für den Freistaat zweifeln, die Kaiserstädter möchten die Gunst der Stunde nutzen, sich von der Gefahrenzone abzusetzen.

Am Sonntag beschließen wie üblich drei zeitlich hintereinander angesetzte Partien den Spieltag.

Jahn Regenburg (17./4): SC Verl (6./12)

Der Zweitligaabsteiger sucht weiterhin nach Halt in der neuen Liga und Coach Michael Wimmer nach geeigneten Rezepten. Rezepte hat man beim SC Verl egal unter welchem Trainer und egal bei welchen Abgängen offenbar immer.

Hoffenheim II (3./13): SSV Ulm (12./9)

Die TSG Hoffenheim ist ein ungeliebter Verein und die Zweitvertretung eines ungeliebten Vereins ist erst Recht unbeliebt. Das hält das Ex-Team von Vincent Wagner jedoch nicht davon ab, mit attraktivem Fußball die Liga zu bereichern, die Ulmer finden ihrerseits langsam aber sicher in die Spur.

Viktoria Köln (7./12): VFL Osnabrück (5./12)

Ähnlich wie der SC Verl trotzt auch Viktoria Köln immer wieder dem Image der grauen Ligamaus, der VFL Osnabrück hat nach seiner Runderneuerung erstaunlich schnell und gut Tritt gefasst.

Für Rot-Weiss Essen geht es am Samstagnachmittag darum, bei Waldhof Mannheim mit einer guten Performance die Punkte-Ernte einzufahren. Die Aufgabe in Mannheim wird dabei wohl alles andere als ein chilliger Wochenendausflug. Begleitet von einer stolzen Anzahl an Away-Fans (1620 abgesetzte Tickets bis Freitagmittag) wollen die Rot-Weissen die Auswärtsbilanz aber weiter ausbauen.

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Spielbericht und Ausblick auf Hoffenheim

Nach „Ergebnisdebakel“ folgt der Taktik- und Charaktertest – RWE vor der Weichenstellung
Die Enttäuschung nach Mannheim sitzt tief. Eine kaum zu glaubende 1:6-Klatsche fing RWE sich bei einem keinesfalls überragend spielendem Gegner ein. Man kann das Ganze sicherlich ein Stück weit relativieren.

Während Mannheim erst beim 4:0 den Ball erstmals höchstselbst ohne aktive rot-weisse Mithilfe ins Essener Tor befördert hatte und zuvor Rios Alonso und Michael Schultz zwei Torschüsse unglücklich abfälschten und Alonso zusätzlich zwischendurch ein lupenreines Eigentor zum 0:2 produzierte, ließen die Essener gute Situationen ihrerseits ungenutzt. Oben drauf kam die desaströse Vorstellung von Schiedsrichter Florian Lechner, der Essen einen klaren Handelfmeter verweigerte, Mannheim einen Elfer nach unsportlicher Voelcke-Schwalbe schenkte und Essens Mittelfeldboss Klaus Gjasula für ein Allerweltsfoul des Feldes verwies.

Dies waren wohl die Umstände, die Cheftrainer Uwe Koschinat auf der anschließenden Pressekonferenz von einem „Ergebnisdebakel“ sprechen ließen. Das sollte wohl implizieren, dass er sein Team ansonsten nicht so schlecht gesehen habe, wie es das Ergebnis ausdrückt. Da darf man geteilter Meinung sein. Man kann hier noch insoweit mitgehen, als dass Essen sich auch bei hohem Rückstand nicht aufgab und in Unterzahl weiter versuchte nach vorne zu spielen. Ein weiterer Grund dafür, dass man sich weitere Treffer fing. Erschreckend jedoch war die Kopf- und Führungslosigkeit. Was genau RWE in der letzten halben Stunde vorhatte, war kaum ersichtlich. Nach Gjasulas erzwungenem Ausscheiden wirkte Essen wie eine Jugendmannschaft, die tapfer weiter ins Verderben rannte.

Und Uwe Koschinat muss sich einmal mehr fragen, inwiefern er dieser Mannschaft die taktisch und personell richtigen Impulse gibt. Als Koschinat in der Pause des Mannheim-Spiels Kelsey Owusu und Franci Bouebari, Rot-Weiss lag 0:2 hinten, für Jannik Mause und Lucas Brumme brachte, klappte so manchen RWE-Anhänger der Unterkiefer runter, als so fragwürdig wurden diese Entscheidungen bewertet. Einen Boxspieler hätte man vor allem angesichts der vielen Durchbrüche auf den Flügeln jedenfalls gut gebrauchen können.
Vor dem Match gegen die Zweitvertretung der TSG Hoffenheim kommen auf Koschinat nun besonders knifflige Überlegungen zu.

Hämmernde Kopfschmerzen bereitet dem Coach wohl vor allem seine Doppelsechs. Das etatmäßige Gespann Gjasula/Moustier wurde von den Schiedsrichtern auf Eis gelegt, Moustier wird immerhin dann in Aue zurückkehren. Für Mittwoch stehen drei Spieler für die zwei Positionen zur Verfügung. Der bislang einfach nicht in Tritt kommende Luca Bazzoli, der spielstarke und nicht originäre Sechser Torben Müsel sowie der vom Trainer verbal sehr gehypte aber bislang keine Minute berücksichtigte Gianluca Swajkowski. Die extrem spielstarken und mit der Unbekümmertheit einer zweiten Mannschaft, für die Ergebnisse weniger wichtig sind, auftretenden Gäste aus Hoffenheim werden hier ihre Chance wittern. Ex-RWE-Spieler Vincent Wagner führte die Kraichgauer mit einer attraktiven Spielweise hoch in den Profifußball und sich selbst auf den Trainerstuhl des Zweitligisten Elversberg, wo Vince weiter damit macht, Erfolg zu haben. Nach diesem Erfolg sehnen sich auch die Essener, gehen aber fast schon als kleiner Außenseiter in das Match gegen die Truppe des neuen Coaches Stefan Kleineheismann, die sich mit 18 Treffern sehr torhungrig zeigt, während RWE mit 16 Einschlägen in der eigenen Kiste seinen eigenen Ansprüchen in der Defensive weit hinterherhinkt. Und das bei einem Trainer, der das kompakte und konzentrierte Verteidigen immer wieder selbst als seine Philosophie propagiert.

Eine Rückkehr zur Fünferkette ist daher fast naheliegend und würde den von der großen Mehrheit der Essener Anhänger in der Mannschaft geforderten Tobias Kraulich zurück auf das Feld bringen. Ganz vorne müsste dafür ein Stoßstürmer weichen und man hofft in der Essener Taktikschmiede womöglich darauf, dass Hoffenheim vielleicht etwas naiv weit nach vorne verteidigt und RWE Raum für seine schnellen Spieler in der Offensive kriegt. Zuletzt wurden gerade diese Taktik-Eisen aber eher mit Weichstahl geschmiedet. Nicht nur die Taktik wird einem Härtetest ausgesetzt, auch der Charakter der Mannschaft wird auf den Prüfstand gestellt werden. Hier allerdings wirkt Essens Truppe trotz sich häufender schlechter Auftritte noch immer gefestigt. Was allerdings auffällt ist, dass die Köpfe der Kicker nicht frei zu sein scheinen und daher eine ganze Menge Prozent an Leistungsfähigkeit derzeit nicht abgerufen werden. Das führt am Ende dazu, dass auch das Matchglück nicht mehr erarbeitet wird und sich nun wie in Mannheim auch einmal komplett gegen einen wendet.

Dass ausgerechnet Uwe Koschinat verbal zu wenig unternimmt, um Blockierungen zu lösen, darf als unwahrscheinlich gelten. Daher darf man fragen, ob die Qualität der koschinatschen Kommunikation mit seinem Kader mit deren Quantität auch nur im Entferntesten mithalten kann. Fragen über Fragen. Eine Antwort darauf kann Mittwoch auf dem Feld gegeben werden. Tatsächlich trennen Essen nur 2 Punkte von dem Relegationsrang. Wir dürfen gespannt sein, welche Weichen nun in welche Richtung gestellt werden.

NUR DER RWE!

Sven Meyering