11.03.2014

Two-Face beim KFC Uerdingen

von Hendrik Stürznickel

Es scheint als wäre der Geist von DCs Comicbösewicht Two-Face in Krefeld gewesen. Dieser fällte seine Entscheidungen per Münzwurf und genau so scheint es im Moment bei RWE zu sein, wenn es um die Tagesform geht. In Uerdingen passte alles bis auf die Mannschaftsleistung in den ersten zwanzig Spielminuten. Trotz eines ansonsten guten Spiels kann man in Essen froh sein, wenigstens einen Punkt aus der Grotenburg entführt zu haben.

Knapp 1.000 Essener fanden den Weg nach UerdingenEs war bestes Fußballwetter. Die Sonne strahlte vom Himmel, es war allerdings kühl genug, damit ein angenehmes Sportlerwetter entstand. Nach dem 0:0 gegen Oberhausen trieb es doch eine stattliche Zahl von ca. 1.000 rot-weissen Anhängern nach Uerdingen. Kurz vor Spielbeginn kam der Gänsehaut-Moment, denn der Gästeblock wurde schon einmal richtig laut.

Endlich stellt sich die Mannschaft von Waldemar Wrobel nicht mehr von selbst auf. So durfte der bislang stark aufspielende Hermes wieder von Beginn an auf das Feld. Lucas Arenz bekam eine Pause und dafür rückte Alexander Langlitz ins Mittelfeld.

Vor Anpfiff zeigten die Uerdinger Anhänger eine Choreographie, in der sie für die Sanierung der Grotenburg warben. In eigener Sache kann man sich dieser Forderung nur anschließen, denn die Grotenburg ist ein schönes traditionelles Stadion, das es verdient hat bestmöglich erhalten zu werden. Es ist sehr schade, dass der Heimblock momentan nicht genutzt werden kann. Auch wenn es „nur“ Vierte Liga ist, so sollten diese Pilgerstätten des Fußballs, die sich so wohltuend von den nichtssagenden, modernen Arenen absetzen, erhalten.

Ein Schockmoment, als Lamidi Kai Nakowitsch böse foulteDer KFC steckt im Abstiegskampf, aber ein verschreckter oder gar taumelnder Gegner stand nicht auf dem Feld. RWE blieb zunächst geistig in der Kabine und die Uerdinger legten los wie die Feuerwehr. Schon in der dritten Minute traf Ammi zum 1:0 für die Hausherren. Der Schiedsrichter gab einen schmeichelhaften Freistoß, Issa Issa brachte den Ball in den Fünfmeterraum und die gesamte Hintermannschaft von RWE sah sich an, wie Ammi zuschlug. Danach gab es Krefelder Chancen im Minutentakt. Lamidi scheiterte nach schöner Kombination (7.), Uzun hat Schwabke bereits umkurvt, scheiterte jedoch am nacheilenden Verteidiger (8.), ein ungenaues Rückspiel von Propheter wurde glücklicherweise nicht verwertet (10.) und der darauf folgende Eckball ging an den Pfosten (12.). Zu diesem Zeitpunkt hätte der KFC mindestens 3:0 führen müssen (!). Selbst eine noch höhere Führung wäre nicht unverdient gewesen.

Dies war ein erneuter negativer Höhepunkt, der allerdings mit einem Tor aus dem Nichts unterbrochen wurde. In der 23. Minute kam ein flacher Querpass im Uerdinger Strafraum bei Jerome Propheter an und dieser zog aufs Tor. Aus der Ferne konnte man nicht sehen, ob der Ball es über die Linie schaffte und auch Schiedsrichter und Linienrichter zögerten, doch dann wurde der Treffer gegeben. Die Fernsehaufnahmen zeigten hinterher, dass die Entscheidung richtig gewesen ist.

Privatduell zwischen Alexiou und Marcel PlatzekDanach kam RWE besser ins Spiel. Vor der Pause schockierte aber eine sehr brutale Aktion Lamidis die Essener Anhänger. Eine Bogenlampe senkte sich über den Essener Strafraum. Mehrere Verteidiger standen bereit und dazwischen Lamidi. Dieser setzte zu einem kräftigen Fallrückzieher an und fällte Kai Nakowitsch, den er an der Schläfe traf. Dies ist eine Szene, die es glücklicherweise selten im Fußball gibt, da es kaum Spieler gibt, die so verroht sind, bei so vielen Gegenspielern ein solch heikles Manöver zu versuchen. Lamidi gehört offensichtlich nicht dazu und verletzte Nakowitsch schwer (Gehirnerschütterung). Hier von einer unabsichtlichen Tat zu sprechen wäre blanker Hohn. Die Verletzung wurde billigend in Kauf genommen. Der Schiedsrichter zeigte sich nicht nur hier nicht auf der Höhe und verwarnte Lamidi mit Gelb. Man fragt sich, wie viel brutaler ein Spieler noch zutreten muss, um des Platzes verwiesen zu werden.

Nichtsdestotrotz ging es weiter und kurz darauf folgte der Halbzeitpfiff. Nach der Pause stand RWE deutlich besser und zeigte eine ähnlich engagierte Leistung wie im Oberhausenspiel. Allerdings offenbarte sich die aus der Partie der vergangenen Woche bekannte Abschlussschwäche. Zu keiner Zeit hatte man das Gefühl, dass Uerdingen mehr als nur ein Punkt abgenommen werden könnte. So ging das Spiel dann 1:1 aus.

Am Ende kann der RWE-Fan froh sein. So gut die Leistung über weite Strecken war, täuscht es nicht darüber hinweg, dass das Spiel nach zwanzig Minuten hätte gelaufen sein können. Das Team präsentierte sich einmal mehr unberechenbar. Positiv muss man allerdings anmerken, dass sich Alexander Langlitz und auch Benjamin Wingerter nicht so schlecht präsentierten wie in vergangenen Spielen. Ein Fazit ist allerdings weiterhin schwierig. Man kann nur hoffen, dass die Schwächephase am Freitag gegen Velbert ausbleibt, damit auch mal drei Punkte mitgenommen werden können.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Daniel Schwabke
Schwabke
[3+]
Max Dombrowka
Dombrowka
[3]
Kai Nakowitsch
Nakowitsch
[3+]
Jerome Propheter
Propheter
[3+]

Tim Hermes
Hermes
[2]

Benjamin Wingerter
Wingerter
[3]
Markus Heppke
Heppke
[3]
Alexander Langlitz
Langlitz
[3+]
Kevin Grund
Grund
[2-]
Holger Lemke
Lemke
[3-]
Marcel Platzek
Platzek
[3+]
Maik Rodenberg
Rodenberg
[2-]
Konstantin Fring
Fring
[o.B.]
Lucas Arenz
Arenz
[o.B.]

KFC Uerdingen

Udegbe, Ammi, Alexiou (76. Nimptsch), Jakubowski, Touré (68. Celik), Schattner, Issa Issa, Saka (71. Güngör Kaya), Kofi Schulz, Uzun, Lamidi

 

Rot-Weiss Essen

Schwabke, Dombrowka, Nakowitsch (44. Rodenberg), Propheter, Hermes, Wingerter, Langlitz, Grund (73. Fring), Heppke, Lemke (77. Arenz), Platzek

 

Tore

1:0 Ammi (3.), 1:1 Propheter (23.)

 

Zuschauer

3.069

 

Schiedsrichter

Benjamin Bläser (Niederzier-Oberzier)

 

Gelbe Karten

Lamidi (42.) - Nakowitsch (36.), Platzek (57.), Langlitz (86.)


 Spieler des Spiels: Tim Hermes